Buchvorstellung: Moshe Zuckermann
Podiumsgespräch: Rolf Becker und Susann Witt-Stahl mit dem Autor
Freitag, 14. Dezember 2012
Heinrich-Wolgast-Schule
Greifswalderstraße 40, Hamburg-St. Georg
Beginn: 19:00
Was der Historiker Moshe Zuckermann vor einigen Jahren als „Rechtsruck der Stagnation“ im Nahen Osten ausgemacht hat, droht mittlerweile in einer Katastrophe zu kulminieren. Das Kriegsgeschrei in Israel kann lauter kaum mehr werden. 58 Prozent der jüdischen Bevölkerung meinen, dass in ihrem Land bereits „Apartheid“ herrscht. Israels Zivilgesellschaft geht zugrunde, seine Linke ist am Boden. Viele suchen ihr Heil in der zionistischen Ideologie.
Nicht anders die Linke in Deutschland: Ihre Politik sei von „Opportunismus“, defizitärer Vergangenheitsbewältigung und „unbewusster Sehnsucht, auch mal ,Opfer‘, ja, ,Jude‘ sein zu dürfen“ angetrieben, lautet eine von Zuckermanns Diagnosen. Auf parlamentarischer Ebene sei sie so sehr mit dem „Einknicken vor der neokonservativ durchwirkten Meinungshegemonie“ beschäftigt, dass sie zur „Lachnummer“ verkomme.
Entsprechend sind die Debatten in Deutschland und Israel ideologisch kontaminiert. Es wird eine gefährliche Jonglage mit abstrusen Auschwitz-Vergleichen, der Abstraktion „die Juden“ und der Identifizierung von Antisemitismus mit Antizionismus, Israel- und USA-Kritik betrieben. Die perfideste Waffe rechter Ideologen ist der Kampfbegriff „linker Antisemitismus“. Sein Einsatz zielt schon lange nicht mehr auf die Entlarvung von Judenhass, sondern auf die historische Diskreditierung des Friedenslagers und der Kapitalismuskritik.
Was können Linke noch tun, wenn die Degeneration des kritischen Bewusstseins so weit fortgeschritten ist, dass nicht wenige seiner ehemaligen Verwalter mit neoliberalen Demagogen einer Meinung sind, Sozialismus und Nationalsozialismus seien Fleisch vom selben Fleisch?
Der Philosoph Walter Benjamin wies 1939 den einzigen Ausweg: Wer den Verrat an Aufklärung und Emanzipation nicht hinnehmen will, der rückt „nach Maßgabe des Möglichen“ von solchen regressiven Prozessen ab und „betrachtet es als seine Aufgabe, die Geschichte gegen den Strich zu bürsten“. Dieses Denken hält Moshe Zuckermann mit seiner Ideologiekritik wach.
Veranstalter:
Assoziation Dämmerung
Ver.di – Ortsverein Hamburg (ver.di-Fachbereich Medien, Kunst und Kultur)
Die Veranstaltung wird unterstützt vom
Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung e.V.
Anklicken: Flyer zur Veranstaltung (PDF)
Banner zur Veranstaltung:
Beiträge von Moshe Zuckermann:
Wir dokumentieren und unterstützen die folgende Erklärung “Solidarität mit den Streikenden bei Neupack!”. Bei unserer Veranstaltung “Vorwärts ins 19. Jahrhundert? Leiharbeit in der Krise” mit dem Arbeitsrechtler Berndt Bildstein werden wir über die neusten Streik-Entwicklungen informieren!
Unterschiedliche Löhne für gleiche Arbeit, Beliebigkeit bei der Urlaubsregelung, seit vielen Jahren keine Lohnerhöhung? Löhne deutlich unter dem branchenüblichen Niveau? Das ist Alltag in der Firma Neupack! Es herrscht eine willkürliche Firmenpolitik, mit der jetzt Schluss gemacht wird. Seit dem 1. November 2012 befinden sich die Beschäftigten des Verpackungsmittelherstellers im unbefristeten Streik. Mit dem Arbeitskampf will die Gewerkschaft IG BCE einen Haustarifvertrag durchsetzen. Die Kolleginnen und Kollegen antworten damit auf die ständigen Schikanen der Unternehmensleitung und streiten für höhere Löhne.
Die rund 200 Beschäftigten der Firma Neupack Verpackungen GmbH und Co KG, mit Niederlassungen in Hamburg-Stellingen und Rothenburg/Wümme, produzieren Verpackungen für Lebensmittel, wie Joghurt- und Frischkäsebecher. Zu ihren Kunden gehören Molkereien und andere Verpackungs-Großhändler der Branche. Die vier Eigentümer setzen sich aus zwei Generationen der Familie Krüger zusammen. Die Familie inszeniert sich selbst gerne als „ehrbare Kaufmänner“, während sie im Betrieb schonungslos ihre Interessen durchsetzen. Nach einem Warnstreik am 22. Oktober, der die Produktion in beiden Standorten weitestgehend zum Erliegen brachte, ging auch die Geschäftsführung zum Angriff über. Indem sie den StreikteilnehmerInnen 200 – 400 Euro Lohn vorenthielten, unterstrichen die Eigentümer ihre Haltung. Seit Monaten führen sie einen Kleinkrieg gegen aktive Gewerkschafter und Betriebsräte. Sie sprachen unter fadenscheinigen Gründen eine fristlose Kündigung gegen den Betriebsratsvorsitzenden aus, andere erhielten Abmahnungen.
Bereits im Frühjahr 2012 versuchte die IG BCE einen Tarifvertrag zu verhandeln. Als im Mai diesen Jahres ein Arbeitskampf unmittelbar bevor stand, zeigte sich die Geschäftsführung plötzlich verhandlungsbereit. Das Ganze entpuppte sich als reine Verzögerungstaktik und die Eigentümer spielten auf Zeit: Weitere Monate ohne ernstzunehmenden Verhandlungen verstrichen, in denen der Betrieb unter den alten, schlechten Bedingungen weiter produzierte. Im Oktober spitzte sich der Konflikt erneut zu. Nach dem Warnstreik beschlossen die Beschäftigten in den unbefristeten Streik zu treten, um den seit rund einem Jahr umkämpften Haustarifvertrag durchzusetzen und der Gutsherrenart der Geschäftsführung einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Die Kolleginnen und Kollegen der Firma Neupack stehen stellvertretend für viele andere, die von Unternehmen ausgenutzt, gegeneinander ausgespielt und zu niedrigen Löhnen beschäftigt werden. Umso stärker ist das Signal, dass sie jetzt aktiv werden und sich für ihre Interessen einsetzen. Sie ergreifen die Initiative und kämpfen für höhere Löhne und gegen die Spaltung der Belegschaft. Das geht uns alle an! Damit ihr Arbeitskampf erfolgreich wird, sind sie auf eine breite Unterstützung angewiesen. Helfen wir dabei, die Eigentümer in ihre Schranken zu weisen!
Wir rufen dazu auf, den Streik zu unterstützen und Solidarität zu zeigen. Besucht das Streikzelt, informiert Euch und Euer Umfeld über den Arbeitskampf, kommt zu weiteren Aktionen und organisiert eine breite Unterstützung. Gemeinsam sind wir stark!
Die Niederlassung von Neupack in Hamburg-Stellingen befindet sich im Doerrisweg 15, das Werk in Rotenburg/Wümme im Jeersdorfer Weg 14. Täglich von 12 Uhr bis 16 Uhr treffen sich die Kolleginnen und Kollegen im Streikzelt. Streikposten stehen zu Zeiten des Schichtwechsels vor dem Betrieb: 05:30 Uhr bis 06 Uhr, 13:30 Uhr bis 14 Uhr und 21:30 Uhr bis 22 Uhr.
Soli-Kreis Neupack
Kontakt: soli-kreis@gmx.de