Vortrag und Diskussion mit Phillip Becher am 18. November 2013 in Hamburg
Mit dem Begriff Rechtspopulismus lassen sich Stammtisch-Atmosphäre und opportunistische Politikstile im Sinne von „Stimmenfang“ assoziieren. Dabei rührt der heute zumeist abwertend verwandte Terminus des „Populismus“ ursprünglich von originären Protestbewegungen „von unten“, die sich im späten 19. Jahrhundert als Widerstand gegen bestimmte soziale Verwerfungen bildeten, deren jeweilige historische Entwicklung jedoch nicht immer einen vorwärtsgewandten Ausgang fand (Narodniki in Russland, People’s Party in den USA). Im Verlauf der Geschichte hat sich der Charakter dieses Ausdrucks stark gewandelt. Am Endpunkt dieser Wandlungen steht der gegenwärtige Rechtspopulismus, der vor allem durch seine Feindschaft gegenüber meist muslimischen Einwanderern auffällt. Doch kommen die Stimmungen, die von charismatischen Führern wie H.C. Strache in Österreich, Marine Le Pen in Frankreich oder anderen bedient werden, wirklich (wie es die Rechtspopulisten selbst suggerieren) nur „von unten“, wie es das Wort „Populismus“ nahelegt?
Dementgegen lässt sich Rechtspopulismus vielmehr als ein möglicher, autoritärer, kapitalismuskompatibler Krisenlösungsweg (mit entsprechend negativen Folgen für das angeblich angerufene „Volk“) begreifen.
Welche Interessen schlagen sich im Rechtspopulismus also tatsächlich eine Bahn? Was unterscheidet den Rechtspopulismus vom klassischen Neofaschismus und wo liegen Überschneidungspunkte? Mit Blick auf einzelne Fallbeispiele, insbesondere die Entwicklung in den USA (Wallace-Bewegung in den 1960er-Jahren und Tea Party heute) soll vor einem marxistischen Theoriehintergrund ein Panorama des modernen Rechtspopulismus gezeichnet und erfasst werden, um diese Erkenntnisse unter Verweis auf die notwendige demokratische Gegenwehr zu diskutieren.
Phillip Becher ist Sozialwissenschaftler an der Universität Siegen und Autor des Buches „Rechtspopulismus“, das dieses Jahr im PapyRossa-Verlag erschienen ist.
Montag, 18. November 2013
Magda-Thürey-Zentrum (MTZ)
Lindenallee 72, Hamburg-Eimsbüttel
Beginn: 19.30 Uhr
Die Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihe „Bürgerliche Herrschaft in der Krise“.
Anklicken: Der Flyer zur Veranstaltung als Download (PDF):