Rund 550 Personen haben sich am vergangenen Samstag (20. Juni 2015) an der Demonstration „Tierversuche abschaffen – LPT Schliessen!“ gegen das LPT-Tierversuchslabor in Hamburg-Neugraben beteiligt. Die Demonstration fand im Rahmen der Kampagne „LPT-Schließen“ statt und war bereits die dritte Großdemonstration gegen das Labor. Sie hat zwar nicht mehr TeilnehmerInnen als die vorigen Großdemonstrationen mobilisieren können, angesichts der überwiegend positiven Berichterstattung und der überregionalen Beteiligung kann sie aber dennoch als Erfolg gewertet werden. Neben AktivistInnen der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung aus dem ganzen Bundesgebiet haben auch Linke anderer Strömungen und AnwohnerInnen teilgenommen. Der Demonstrationszug war gut organisiert, lautstark und hat klar Stellung gegen jede Form von Tierausbeutung bezogen.
Auch wir haben an der Demonstration teilgenommen und ein Flugblatt verteilt, in dem wir die Befreiung der Tiere als Klassenfrage kenntlich machen, und das wir nachfolgend dokumentieren. Dass mehr und mehr GenossInnen der Tierbefreiungsbewegung den Zusammenhang von Tierausbeutung und Kapitalismus diskutieren, ist zwar eine erfreuliche Entwicklung. Es ist aber keine abstrakte „kapitalistische Logik“ oder eine nebulöse „Profitmaschinerie“, die millionenfach Tiere umbringen und ausbeuten lässt – sondern es sind jene Teile der Bourgeoisie, die sich entschieden haben, in der Tiermordindustrie ihr Geld zu verdienen, und die sich in UnternehmerInnenverbänden und Lobbygruppen organisieren, um ihr Geschäft aufrecht zu erhalten, auszubauen und propagandistisch zu legitimieren. „Kein Vergeben, kein Vergessen – Mörder haben Namen und Adressen“, lautet eine beliebte Parole der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung – wollen wir den Profiteurinnen und Profiteuren der Tierausbeutung endgültig das Handwerk legen, gilt es, die richtige Erkenntnis, die darin steckt, marxistisch zu unterfüttern.
Juni 2015,
Assoziation Dämmerung
Tier-Kapital enteignen! Kapitalismus abschaffen!
Immer wieder gehen Tierrechtler- und TierbefreierInnen wegen des unermesslichen Leidens und des millionenfachen Tötens von Tieren auf die Straße. Sie demonstrieren gegen Tiertransporte, Versuchslabore und Schlachthäuser. Ihnen gegenüber stehen einige große und eine etwas größere Zahl von KleinkapitalistInnen. Sie sind die EigentümerInnen der Tierversuchs-, Bekleidungs-, Fleisch-, Milch- und anderer Konzerne, in denen Tiere zu Waren verarbeitet werden. Sie lassen eine Schar ausgebeuteter, von ihrer Arbeit und Umwelt entfremdeter LohnarbeiterInnen das schmutzige Geschäft verrichten. Auf Kosten der Tiere und der ArbeiterInnen streichen sie riesige Profite ein.
Das Problem heißt Kapitalismus
Die Ausbeutung und Unterdrückung der Tiere und der ArbeiterInnen durch die herrschende Klasse geht in unserer gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft Hand in Hand und geschieht zum selben Zweck. Während die einen für Hungerlöhne und unter miesen Bedingungen für ihre notdürftige Existenz schuften, geht es den Tieren, häufig nach Jahren der Tortur, ans Leben. Von beidem profitiert eine überschaubare Clique KapitalistInnen, die sich einzelne Industriezweige unter den Negal gerissen haben. Dass dieselben Bosse und deren politische Lobbygruppen ihr Interesse an Ausbeutung und Herrschaft in der Zivilgesellschaft und im Staat rechtfertigen und verschleiern, liegt auf der Hand: Die ArbeiterInnen sollten froh sein, dass sie Arbeit haben. Und die Tiere seien eben Tiere, eine andere Spezies, mit denen man zur Gesundheit, zum Wohlbefinden und zum Entertainment der Menschen alles machen könne.
Tier-Kapital enteignen! Konversion jetzt!
Man kann zwar von einzelnen Unternehmen Zugeständnisse, wie etwa den Ausstieg aus dem Pelzhandel, erkämpfen. Diese Erfolge bleiben aber Pyrrhussiege, wenn nicht das kapitalistische Gesellschaftssystem insgesamt abgeschafft wird. Solange der Einsatz von Tieren als Produktionsmittel, ihre Nutzung und ihre Verarbeitung zu Waren ein gewinnbringendes Geschäft bleibt, wird das Tier-Kapital an Fleischproduktion, Tierversuchen und Tiertransporten festhalten. Zumal z.B. für die Fleisch- oder Tierversuchsindustrie der Ausstieg aus dem Folter- und Mordhandwerk gleichbedeutend mit dem unmittelbaren Ruin ist.
Um die KapitalistInnen der Tierindustrie in die Knie zu zwingen, können gezielte Kampagnen gegen einzelne Unternehmen sinnvolle Instrumente sein. Aber um der Tierausbeutung ein Ende zu setzen, ist mehr von Nöten! Die Tierbefreiungsbewegung muss für die Enteignung des Tier-Kapitals stehen. Nur wenn die gesellschaftliche Kontrolle über die Produktionsmittel erkämpft wird, können die Tierausbeutungsbetriebe einer Konversion zu gesellschaftlich nützlicher Produktion unterzogen werden
Für den Klassenkampf von unten! Kapitalismus abschaffen!
Die Enteignung des Tier-Kapitals ist nicht machbar, ohne dass gleichzeitig auch den anderen Kapitalfraktionen die Existenzfrage gestellt wird. Dies kann nur eine breite, antikapitalistische Bewegung, die das Interesse verfolgt, die politische Ökonomie der kapitalistischen Gesellschaft zu revolutionieren. Die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung muss daher als ein Teil dieser Bewegung den Klassenkampf von unten aufnehmen – für die Befreiung von Mensch und Tier!